Ausstellungen
Carlfriedrich Claus. Am Rand des Jetzt am Rand des Hier
– Kunstsammlungen am Theaterplatz, Chemnitz-
Carlfriedrich Claus gehört zu den wichtigsten Vertreter:innen der internationalen visuellen und phonetischen Poesie. In den 1950er Jahren begann er anhand von ersten experimentellen Gedichten Sprache und Schrift auf ihren klanglichen und optischen Gehalt hin zu untersuchen. Schriftsteller:innen und Künstler:innen weltweit gingen zu dieser Zeit ähnlichen Fragestellungen nach, und so entwickelte sich ein Netzwerk aus Gleichgesinnten, in dem Carlfriedrich Claus trotz seiner Isoliertheit in der DDR ein hochgeschätzter Akteur war.
Claus verstand sein Leben und damit auch sein künstlerisches Schaffen als kontinuierliches Selbstexperiment. Seine ersten akustischen Arbeiten entstanden Ende der 1950er Jahre als Erweiterung seiner schriftlichen Klang-Notate. Seine Sprechexerzitien, bei denen er die eigene Stimme einsetzte und mit Umgebungsgeräuschen überlagerte, brechen mit erlernten Artikulationen. Parallel dazu entstanden filigrane Zeichnungen, die den Sprechprozess und die Vibrationen im Körper visualisieren. Ab den 1960er Jahren verarbeitete Claus seine theoretischen Überlegungen zu Phonetik und menschlicher Kommunikation in Form seiner Sprachblätter. Claus hat diese Werke selbst immer als eigene Art von Literatur gesehen. Zeichenhaftes mischt sich hier mit lesbarer und unlesbarer Schrift und soll die Betrachter:innen zu eigenen Denkprozessen anregen.
Seine Arbeit an akustischer Literatur setzte Claus erst in den 1980er Jahren fort. Unabhängig vom geschriebenen oder gesprochenen Wort untersuchte er vorsprachliche Prozesse, also die Laute, die vor dem Artikulieren entstehen und damit Affekthaftes einfangen. Dabei wurden Themen wie das menschliche Bewusstsein und Unterbewusstsein sowohl in den Arbeiten auf Papier als auch in den Lautprozessen verarbeitet. Seine Selbstexperimente sollten weiterhin die Rezipient:innen anregen und eine Auseinandersetzung mit sich selbst provozieren. Im Jahr 1995 entwickelte Claus mit dem Lautprozessraum in den Kunstsammlungen Chemnitz eine Soundinstallation, in der die Besucher:innen das Lautgeschehen durch ihre Bewegung selbstständig steuern konnten.
Zum 30jährigen Jubiläum wird diese Installation in der Ausstellung Carlfriedrich Claus. Am Rand des Jetzt am Rand des Hier rekonstruiert. Die Klang-Arbeiten werden ergänzt durch frühe Texte, Zeichnungen und Mappenwerke aus 40 Schaffensjahren. Auch Dokumente, Bücher und Fotos aus dem Bestand des Carlfriedrich Claus Archivs geben einen umfangreichen Einblick in den Gedankenkosmos des Künstlers.
kunstsammlungen chemnitz
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Di–So, Feiertag 11–18 Uhr
24./25./31.12. geschlossen
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Eintritt 10 Euro, ermäßigt 6,50 Euro
Preise Sonderausstellungen abweichend: siehe Veranstalterseite
Der Eintritt ins Museum ist immer kostenfrei für Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres sowie für Schüler:innen, Besuchende an ihrem Geburtstag, Studierende der TU Chemnitz, Chemnitzpass-Inhaber:innen, Begleitpersonen für Kindergarten- und Schulgruppen (eine Begleitperson je 5 Kinder/Jugendliche), Begleitpersonen von gebuchten Führungen und Betreuer:innen von Schwerbehinderten.