// Gewinnerstück des exil-Dramatiker*innenpreises 2022
Die Sehnsucht nach America macht die Hauptfigur in
Giorgio Ferrettis Theaterstück ruhelos und treibt sie an. America zu beschreiben ist schon nicht ganz einfach — ob es möglich ist, America eines Tages zu finden, ist auch nicht ganz klar. Die Suche scheint jedoch vieles zugleich zu sein: hoffnungsvoll, verzweifelt, schmerzhaft, erfüllend und lustbetont. In schlaglichtartigen Episoden von den Verwirrungen der frühen Pubertät bis in die Ungewissheit des Erwachsenenlebens mit Mitte dreißig melden sich auch die Familie, Mitschüler, Freundinnen, der Chef und andere Beteiligte zu Wort, wenn sie gefragt oder ungefragt eine Haltung zu dem Thema einnehmen, das die Figur so sehr umtreibt: die Sehnsucht nach America.
Gianna Nannini besang es vor über vierzig Jahren und löste einen Skandal damit aus: America zu suchen, zu spüren, zu berühren und immer wieder neu zu erfinden. Auf dem Plattencover hielt die Freiheitsstatue selbstbewusst einen Vibrator anstelle der Fackel in die Höhe.
Giorgio Ferretti wandelt diese Metapher von der Suche nach Erotik hin zur Sehnsucht nach Selbstfindung, Karriere, Exzess, Sicherheit, Liebe und führt seine Hauptfigur unter anderem auch nach America selbst. Man könnte sagen: Ausgehend von Selbstbefriedigung gerät „America“ zur Selbstbefragung.
Für „America“ wurde Giorgio Ferretti 2022 durch die WIENER WORTSTAETTEN der exil-Dramatiker*innenpreis verliehen, der mit einer Uraufführung am Schauspiel Leipzig verbunden ist.
Die Regisseurin
Salome Schneebeli arbeitete als Tänzerin und Choreographin an zahlreichen Theatern wie dem Schauspielhaus Zürich, Thalia Theater Hamburg, Nationaltheater Mannheim, Schauspiel Frankfurt und Wiener Burgtheater. Am Schauspiel Leipzig inszeniert sie in dieser Spielzeit das Auftragswerk „
Altbau in zentraler Lage. Eine Schaueroper“ von Raphaela Bardutzky.
Zusatzhinweise zu sensiblen Inhalten in „America“ finden Sie
hier.
Quelle: Schauspiel Leipzig