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Am 18. Mai 1936 strangulierte die Kellnerin und Prostituierte Abe Sada ihren Liebhaber und schnitt ihm Penis und Hoden ab: Es war der Teil, an den sie die liebsten Erinnerungen hatte. Die Geschichte wurde zu einem Medienspektakel und durch Comics, Bücher und Verfilmungen verbreitet und fiktionalisiert. Anders als bei ähnlichen Fällen, deren Motivation sich aus stattgefundenen Vergewaltigungen und häuslicher Gewalt speiste, besteht Abe auf der Einvernehmlichkeit und Außergewöhnlichkeit ihrer sexuellen Beziehung. Während ein Femizid in einem sexuellen Kontext medial oft zum „Lustmord“, einem „Beziehungs- oder Familiendrama“ wird, der Täter mag ein Monster sein, so ist er doch ein bekanntes Monster. Eine Täterin jedoch, die nicht aus Notwehr oder aus Rache handelt, war etwas Neues, Unverdauliches, sie stellt, selbst heute noch, die soziale und emotionale Ordnung der Geschlechter infrage. Sowohl die mediale Berichterstattung als auch die kulturellen Verarbeitungen gehen von einem männlichen Blick auf weibliches Begehren und weibliche Gewalt aus und legen den Fokus auf Abes sexuelle „Perversion“, während Abe selbst es als Tat aus Liebe bezeichnet. Der Besitz, die höchste Form der Liebe.
Sophie Steinbecks Text baut auf dokumentarischem Material auf: Verhörprotokolle, gerichtsmedizinische und polizeiliche Akten, Zeug:innenaussagen – sein Sprachduktus ist nüchtern und neutral. In einer Verhörsituation verleiht Juliane Zöllner Abe Sada ihre Stimme und lässt die brutalen Ereignisse plastischer hervortreten. Die Stimmen des Gesetzes spricht Franz Sodann und Sébastian , die Stimme eines Geliebten, während er die Inszenierung zu einer Geistergeschichte verwandelt.
Abe Sada: Juliane Zöllner
Geliebter, Klangkonzept: Sébastian Branche
Richter, Polizist: Franz Sodann
Text, Regie, szenische Einrichtung: Sophie Steinbeck
Produktion, szenische Einrichtung: Ines Kurt
Dauer: ca. 45 Min.
Altersempfehlung: 16+
Termin: 31.07.2025 um 19.30 Uhr
Tickets:
Solidarische Preissystem: 10,- /15,- /20,- €Quelle: Neues Schauspiel Leipzig