Tyll Ulenspiegel. Till Eulenspiegel. Der vielleicht berühmteste Narr der Geschichte treibt seine Späße mit den Leuten und führt seine Kunststücke vor. Er tanzt auf dem Seil, ganz oben, dem Himmel und dem Abgrund gleich nah. Doch er hat keine Angst abzustürzen – denn Tyll ist unsterblich. Das trifft sich gut, denn im Hintergrund tobt gerade der Dreißigjährige Krieg: Konfessionen und Nationen kämpfen um Wahrheit und Vorherrschaft, Fürsten werden zu Königen und dann zu Bettlern und der Rest der Menschen versucht einfach nur zu überleben. Und mittendrin Tyll, der Narr, der Spaßmacher, der den Menschen einen Spiegel vorhält. Wo soll das hinführen? Durch den Kontrast von schrecklichem Leid und gewitzten Dialogen, von Eliten-Problemen und dem Kampf ums Überleben zeigt Tyll die Schwächen der Menschen im Allgemeinen auf, bringt Heucheleien ans Tageslicht und widersetzt sich sämtlichen Regeln. Denn Tyll selbst ist ein Regelbruch. Er ist zweimal getauft, er überlebt den sicheren Tod. Tyll ist kein Mensch wie die anderen, er ist eine Idee, die niemals sterben wird, er ist die personifizierte Rebellion. Sowohl auf dem Theater als auch im Alltag. Der TheaterJugendClub fordert sich in diesem Jahr selbst heraus mit einem komplexen Stück, in dem geschichtliche Hintergründe mit der allgemeinen Realität des Menschseins verschwimmen. Und er fordert sein Publikum heraus, mitzukommen auf diese Reise in die Vergangenheit, die ebenso Gegenwart oder Zukunft sein kann.
Quelle: Die Theater Chemnitz