Mit sprachlicher Leichtigkeit, feinem Humor und einem Hauch von literarischer Dreistigkeit erforscht Dora Kaprálová in ihrem neuesten Werk die Beziehung zum Anderen – jenem männlichen Gegenüber, das ihr im Alltag in verschiedenster Gestalt begegnet: mal als Kellner, mal als Fernsehkoch Jamie Oliver, mal als Formel-1-Fahrer, Guinnessbuch-Rekordhalter oder ehemalige Jugendliebe. Manche Männer sind fiktiv, andere real, einige banal, andere bizarr – doch stets sind sie Anlass für scharfsinnige Beobachtung und poetische Reflexion.
Die aus Brünn stammende, heute in Berlin lebende Autorin hat sich ein literarisches Experiment vorgenommen: einen ganzen Winter lang schrieb sie täglich eine kurze Prosaskizze über einen Mann – oder besser: über eine männliche Erscheinung, ein Verhalten, eine Erinnerung. In knappen, dichten Texten entwickelt sie ein Mosaik moderner Beziehungen, das zwischen intimer Nähe, kritischer Distanz und verspielter Ironie oszilliert. Das >>Winterbuch der Liebe<< ist als Antwort auf >>Eine Frau<< des ungarischen Autors Péter Esterházy entstanden.
Kaprálová schreibt aus weiblicher Perspektive, reagiert auf Blicke, Gesten, Sätze – aber nicht passiv: Sie hält dem Blick stand, wirft ihn zurück, kontert mit Sprache, Witz und einem eigenen, klaren Standpunkt. So entstehen Momentaufnahmen voller Leben, Widerspruch, Zärtlichkeit und Kraft.
Das Ergebnis ist eine literarisch frivole, zugleich tiefgründige Übung in Alltagsbeobachtung und Identitätsfindung, in der sich persönliches Erleben mit gesellschaftlicher Reflexion kunstvoll verbindet.
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Die Veranstaltung findet mit freundlicher Unterstützung des Kulturministeriums der Tschechischen Republik und des Tschechischen Literaturzentrums (CzechLit) statt.
Quelle: Tschechisch Deutsche Kulturtage